Online-Shop Gestaltung Header

Bei der Online-Shop-Gestaltung entscheiden No-Gos und Trends über den Erfolg des Online-Shops. Es wird daher immer wichtiger, ein richtiges Gespür für diese zu entwickeln, um sich auch langfristig von der Konkurrenz abzuheben. Unser UX-Designer Sven Greifendorf gibt spannende Einblicke und erklärt nebenbei, welche Herausforderungen Screen- und Printdesigns bieten.

Nachdem wir bereits im ersten Teil des Interviews über Inspirationsquellen und Tipps gesprochen haben, sprechen wir hier über No-Go’s und Trends in der Online-Shop-Gestaltung.

Was sind deine No-Gos beim Design eines Online-Shops?

Bezogen auf Website- und Online-Shop-Design fallen mir mehrere No-Gos ein. Als erstes sollte natürlich die Nutzerführung auf keinen Fall komplett geändert werden und auch die Navigation kann man nicht einfach nach unten verlegen, wenn sie gewohnheitsmäßig am oberen Bildschirmrand zu finden ist.
Auch sollte es ein ausgewogenes Verhältnis von Bildern, grafischen Elementen und Inhalten geben. Im Zusammenspiel mit ausreichend Weißraum wirken die Seiten dann nicht überladen. Grundsätzlich ist es wichtig, dem User eine optische Linie zu geben, damit ihm auch ohne Raster klar ist, wo der Inhalt zu erwarten ist. Auch Gestaltungsgesetze wie die gesetzte Nähe von Elementen sollte nicht missachtet werden: sprich an der Stelle, wo Buttons, Icons und Texte anfangen, sollten sie gemeinsam an einer optischen Linie beginnen. Auf diese Weise ergibt der gesamte Inhalt einen optischen Block.
Und auch, wenn es gerade im Trend ist, solche Muster zu brechen, kann man einmal entwickelten Gewohnheiten der Nutzer nur sehr schwer eine neue Richtung geben. Ein früherer Trend des vertikalen Scrollens hat sich – aufgrund des Bruchs mit der gewohnten Nutzung und aufgrund des wesentlich sinnvolleren horizontalen Scrollens bei mobilen Geräten – beispielsweise nicht sehr lange halten können.

Profilbild Sven Greifendorf

Sven Greifendorf - UI-/UX-Designer

Der Einfluss von Farbpsychologie ist im Bereich Online-Shop-Gestaltung nicht zu unterschätzen.“

Wie viel Einfluss hat die Farbgebung des Online-Shops deiner Ansicht nach auf die Wahrnehmung des Kunden? Oder anders: Spielt Farbe wirklich eine so große Rolle?

Kurz und knackig gesagt: Ja! Die Farbgebung spielt eine immens große Rolle bei der Kundenwahrnehmung. Wichtig ist zunächst, wie das Corporate Design aussieht. Gerade Signalfarben wie rot sind schwierig. Hier sollte dann überlegt werden, wie reduziert und dezent eine Farbe eingesetzt und wie man eine gezielte Botschaft vermitteln kann. Die Farbwahl sollte sich immer auch nach der Zielgruppe richten. Nehmen wir als Beispiel unseren Kunden Zwergehuus.ch. Ein schönes Design in Pastelltönen, da der Online-Shop Produkte für Kinder und Neugeborene anbietet und mit der Farbgebung eine emotionale Stimmung erzielt.

Dem gegenüber stehen dunkle Designs eher für die männliche Welt und kräftige Farben im roten, grünen oder auch blauen Bereich werden zum Beispiel gerne von Technikfirmen verwendet. Der starke Kontrast von schwarz und weiß wird gerne von vielen Agenturen eingesetzt, selbst wenn schwarz eher eine dominante und schwierige Farbe ist. Insgesamt kann man also schon sagen, dass Farbpsychologie im Bereich Online-Shop-Gestaltung nicht zu unterschätzen ist.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Print- und Webdesign für dich?

Zunächst einmal ist der größte Unterschied wohl der Farbraum. Je nachdem, ob man CMYK (Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz) im Druckbereich oder RBG (Rot, Grün, Blau) für Screens nutzt, verwendet man unterschiedliche Farben und das sieht im Print natürlich anders aus als am Bildschirm. Im Print hat man auch nur begrenzten Platz, manchmal nur die Größe einer Visitenkarte, auf den alle Inhalte sollen. Im Screendesign ist Flexibilität und Responsive wichtig, um auf möglichst verschiedenen Ausgabegeräten gut auszusehen. Dabei sind viele Touchpoints und variierende Auflösungen zu beachten.

Gibt es so etwas wie universelle Designelemente bei der Online-Shop-Gestaltung, die immer funktionieren?

Ich würde sagen, dass trifft eher auf funktionale Elemente zu. Ein Online-Shop arbeitet vermutlich noch sehr lange mit Warenkörben oder Produktslidern, denn das sind Elemente, die für den User immer vorhanden sein müssen. Wie das Design dazu aussieht, ist hingegen sehr flexibel. Aber tatsächlich sollte man beim Design auf bekanntes „Wissen“ zurückgreifen und Zahlungsarten beispielsweise im Footer verankern. Abgesehen davon funktionieren Elemente, die von Sicherheit zeugen, wie die Trusted-Shop-Badge, in einem Online-Shop immer. Auch hochwertige Produktfotos zähle ich zu den „must-haves“ eines guten Online-Shops.

Mit dem wachsenden Online- und Mobilen-Einkauf verändert sich die Shop-Nutzung. Welche Auswirkungen wird das nach deiner Einschätzung auf zukünftige Shop-Designs haben?

Sowohl für B2B als auch für B2C wird der mobile Viewport wohl zum wichtigsten Kanal, da immer mehr Menschen Online-Shops über das Smartphone nutzen und sich dort die Seiten sowie die Navigation gut anfühlen müssen. Gerade bei Seiten, für die die Mobile- und die Desktop-Ansicht funktionieren sollen, kann es komplexer werden. Meist wird dann ein eigenes Design für die jeweilige Ansichten benötigt. Eine Herausforderung ist es, alle wichtigen Funktionen bei der mobilen Nutzung in eine einheitliche Ansicht zu bringen und gleichzeitig Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Ein gutes Beispiel im B2B ist der Mitarbeiter in der Logistik, der dringend benötigte Produktionsteile direkt aus dem Lager heraus per Tablet beim Zulieferer mit möglichst geringem Aufwand nachbestellen möchte. Im Design muss man sich daher wesentlich stärker auf die Probleme und Bedürfnisse der Nutzer einlassen und zielgruppengerechte Lösungsansätze finden. Gerade für das erhöhte Bedürfnis nach Sicherheit sollten künftige Online-Shops gute Lösungskonzepte bieten.

Man sollte aber auch abwarten, welche neuen Features zum Beispiel für mobile Designs noch entwickelt werden; wir kennen etwa schon den Warenkorbbutton am unteren Rand des Smartphones in der Nähe des Daumens auf Detail-Seiten, dessen Position sich über die jahrelange Nutzung ergeben hat.

Welche Trends hast du bei neueren Online-Shop-Designs ausgemacht?

Hinsichtlich Trends finden sich in neuen Online-Shops zum Beispiel immer mehr Bildschirm-füllende riesige Bilder, die den User direkt emotional abholen sollen. So ein Design kann ich mir am ehesten etwa bei Markenshops vorstellen, wenn die Marke eine gewisse Bekanntheit erreicht hat.
Ein weiterer Trend ist der Einsatz von dunklen Designs, bei dem viel mit schwarzem Hintergrund und weißer Schrift gearbeitet wird. Im Trend liegt ebenfalls Infinity-Scrolling, bei dem die Seite keine Paginierung hat und sich ins Unendliche verlängert.

Zuletzt fällt mir noch „break the grid“ – also ein überlappendes Design – ein. Bei diesem Design wird bewusst das Raster gebrochen und die Typografie verläuft auch über Bilder hinweg. Ich halte das für eine sehr eindrucksvolle Disziplin, da es gut aussehen muss, obwohl alles durcheinanderfliegt und man mit dem gewohnten Kanon bricht. Voice wäre eine weitere Möglichkeit, durch die sich künftige Gestaltungen ändern könnten oder an das sich die Nutzerführung anpasst.

Online-Shop-Gestaltung am PC

Sven Greifendorf bei der Gestaltungskonzeption

Vielen Dank für das Interview.